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11.07.2018 00:00
Wofür steht die Schlacht von Daraa?
Thierry Meyssan weist das von der Presse des Westens und der Golfstaaten seit 7
Jahren präsentierte Narrativ zum Beginn der kriegerischen Auseinandersetzungen
in Syrien zurück. Er beschreibt dieses Geschehen vielmehr aus der Sicht der
seither bekannt gewordenen Einzelheiten. Wie alle Wissenschaften kommt auch die
Politikwissenschaft der Wahrheit näher, indem sie ihre früheren
Schlussfolgerungen in Frage stellt und die neuen Erkenntnisse in ihre
Argumentation einbezieht. [Quelle:
voltairenet.org] JWD
Von Thierry Meyssan | Voltaire
Netzwerk | Damaskus (Syrien) | 10. Juli 2018
Quelle: voltairenet.org (verlinkt)
ie Westmächte machen aus der Schlacht von Daraa das Symbol für den gescheiterten
Kampf, den sie unterstützen. Das ist durchaus richtig, aber nicht in dem von
Ihnen verstandenen Sinne. Kommen wir auf die Ereignisse zurück, die die
Feindseligkeiten ausgelöst haben.
Ab dem 4. Februar 2011 ruft ein mysteriöses Facebook-Konto, „Syrian Revolution
2011“ (in englischer Sprache im Text) dazu auf, jeden Freitag gegen die
Arabische Republik Syrien zu protestieren. Es verwendet ausschließlich
sunnitische Symbole, obwohl es behauptet, im Namen aller Syrer zu sprechen, und
wird über mehrere Jahre den Takt der Ereignisse vorgeben.
Laut Al-Dschasira werden am 16. Februar 15 Jugendliche (und anschließend 8 ihrer
Klassenkameraden) in Daraa verhaftet, weil sie gegen den Präsident Al–Assad
gerichtete Graffiti auf Wände gesprüht haben. Sie seien gefoltert und ihre
Eltern vom örtlichen Sicherheitsbeauftragten beschimpft worden. Wenn auch
bestätigt wurde, dass Minderjährige mehrere Stunden von der Polizei festgenommen
wurden, sind die Foltern und Beleidigungen bis heute niemals bestätigt worden.
Die von der angelsächsischen Presse veröffentlichten Videos und Interviews sind
schrecklich, aber entsprechen nicht den katarischen Originalberichten, noch dem,
was vor Ort überprüft werden konnte.
John McCain, der zugleich als Senator und als Präsident eines Ablegers des
National Endowment for Democracy, einer der Geheimdienste der "fünf Augen" (USA-UK-Australien-Kanada-Neuseeland)
fungiert, befindet sich am 22. Februar im Libanon [1]. Er vertraut dem, der
Hariri-Partei nahestehenden Abgeordneten Okab Sakr den Transport von Waffen nach
Syrien an. Er begibt sich auch nach Ersal, um dort eine zukünftige
Rückraum-Basis für Dschihadisten zu errichten.
Am 15. März werden auf einer Demonstration von Amtsträgern in Daraa, einer
traditionell der Baath-Partei nahestehenden Stadt, verschiedene Forderungen
erhoben, die der Präsident und die Regierung am 17. März durch bedeutende
soziale Maßnahmen beantworten.
Am Freitag den 18. März findet ebenfalls in Daraa am Ausgang der
Al-Omari-Moschee eine Demonstration der Islamisten statt. Die Menge skandiert
„Allah, Syrien, Freiheit“, wobei zu berücksichtigen ist, dass „Freiheit“ nicht
im westlichen Sinne verstanden werden darf und nicht gegen eine Diktatur
gerichtet ist. Man muss diesen Begriff im Sinne der Muslim-Bruderschaft
verstehen: „Freiheit für die Anwendung der Scharia“. Während dieser
Demonstration werden Schüsse sowohl gegen die Polizei als auch gegen die
Demonstranten abgefeuert, ohne dass man weiß, woher sie kommen. Es ist
wahrscheinlich, dass, wie wir es auch in Venezuela [2], Libyen und anderen
Ländern gesehen haben, die Schützen von einer dritten Seite beauftragt waren,
eine Bürgerkriegs-Atmosphäre zu schaffen und so eine ausländische Invasion
vorzubereiten. Die Ereignisse geraten dann völlig außer Kontrolle. Der
Justizpalast und seine Archive werden in Brand gesteckt, während eine Gruppe
Randalierer die Stadt verlässt, um ein nahegelegenes Zentrum der militärischen
Nachrichtendienste für die Überwachung der israelischen Besatzungstruppen auf
dem Golan anzugreifen.
Anschließend hat Senator McCain zugegeben, mit den Leitern der Dschihadisten
(einschließlich derjenigen von Daesch) in ständigem Kontakt zu sein und hat
seine Strategie gegen Syrien mit jener des Vietnam-Krieges verglichen: jedes
Bündnis ist recht, um den Feind zu besiegen [3]. Konfrontiert mit einer Aufnahme
eines seiner Telefongespräche, hat Okab Sakr zugegeben, die Waffentransporte
nach Syrien beaufsichtigt zu haben [4]. Der saudische General Anwar Al-Eshki
(der offizielle Verhandlungsführer seines Landes mit Israel) prahlte damit, dass
Riad vorher schon Waffen in die Al-Omari Moschee verlegt habe [5]. Obwohl die
Israelis die einzigen waren, die davon profitiert haben, streiten sie weiter ab,
eine Rolle gespielt zu haben bei dem Überfall auf das Zentrum des
Militärgeheimdienstes, das die von ihnen besetzten Golan-Höhen überwacht.
Egal, wie man diese Ereignisse interpretiert, man ist gezwungen festzustellen,
dass sie nicht weithin bekannt sind, aber dass sie damals durch eine
Verschwörung, zumindest von den Vereinigten Staaten, Saudi Arabien und Israel
entstanden sind.
Laut der westlichen Presse markiert der „Sturz“ der „Wiege der Revolution“ das
Ende jeder Hoffnung „Baschar Al-Assad zu stürzen“. So gewiss dies ist, wäre es
nicht zutreffender zu sagen, dass die Arabische Republik Syrien, ihre Armee, ihr
Volk und ihr Präsident, die „Wiege der ausländischen Aggression“ gerade „befreit
haben“?
Autor: Thierry Meyssan |
Übersetzung: Horst Frohlich | Korrekturlesen : Werner Leuthäusser
[1]
«La NED, nébuleuse de
l’ingérence “démocratique”»; „NED,
das legale Schaufenster der CIA“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst
Frohlich, Оdnako (Russland) , Voltaire Netzwerk, 11. Oktober
2013. [2]
Puente Llaguno, claves de una Masacre, Ángel Palacios.
[3]
„John McCain hat
zugegeben mit dem IE in ständigem Kontakt zu sein“, Übersetzung Horst
Frohlich, Voltaire Netzwerk, 22. November 2014.
[4]
„Ein libanesischer
Abgeordneter leitet Waffenhandel nach Syrien“, Übersetzung Horst
Frohlich, Voltaire Netzwerk, 7. Dezember 2012.
[5]
“Saudi
admits that Syrian Revolution was armed”, VoltairenetTV.
Thierry Meyssan: Politischer Berater, Präsident und Gründer des Réseau
Voltaire und der Konferenz Axis for Peace. Er veröffentlicht Analysen über
ausländische Politik in der arabischen, latein-amerikanischen und russischen
Presse. Letztes, auf Französisch veröffentlichte Werk: Sous nos yeux - Du 11-Septembre à
Donald Trump.
Dieser Beitrag ist unter Lizenz der Creative Commons
(CC BY-NC-ND
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