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27.01.2018  00:00
YPG hätte türkische Invasion verhindern können
Die Gemengelage unterschiedlicher Interessen in dieser Region ist sehr Komplex und schwer durchschaubar. Nachfolgend zwei Veröffentlichungen die ein wenig Licht ins Dunkel bringen und erkennen lassen wie korrupt auch die YPG-Führung zu sein scheint. Bei diesem perversen Poker haben sie sich wohl verzockt.  JWD

Zum Einstieg die Tagesdosis von KenFM:


Tagesdosis 26.1.2018 | Quelle: KenFM via Youtube  |  veröffentlicht 26.01.2018

YPG-Führung hätte türkische Invasion verhindern können

Ein Kommentar von Rainer Rupp

Die Invasion der türkischen Armee in die von Kämpfern der YPG besetzte nord-syrische Region um die Stadt Afrin wird vor allem in Kreisen der „Linken“ mit großer Anteilnahme verfolgt. Allerdings hätte die YPG-Führung es in der Hand gehabt, den türkischen Einmarsch abzuwenden. Denn seit Wochen und Monaten hatte Moskau in vielen Gesprächen mit allen Parteien versucht, die drohenden Kämpfe zu verhindern und eine Lösung zu finden. Vergeblich! Die von den Amerikanern gekaufte und bezahlte YPG-Führung weigerte sich, den angebotenen Kompromiss auch nur ernsthaft in Betracht zu ziehen.

Verblendet von der Aussicht auf einen unabhängigen YPG-Staat unter US-amerikanischem Schutz, der zudem auf reich fließende Öleinnahmen aus den von der YPG besetzten arabisch-syrischen Regionen zurückgreifen könnte, sind sie Opfer ihres eigenen Wunschdenkens geworden. Ihr größter Fehler dabei war, sich absolut auf die Zusicherungen der Amerikaner zu verlassen. Damit waren sie verlassen. Das Schicksal ihrer kurdischen Brüder im Nordirak nach dem Unabhängigkeitsreferendum hätte der YPG eine Lehre sein müssen.

Aber wie kam es zu der aktuellen Tragödie um Afrin? Auslöser war die Entscheidung in Washington, auf syrischem Territorium in den von Kurden kontrollierten Gebieten, direkt an der Grenze zur Türkei eine 30 Tausend Mann starke, mit modernen Waffen ausgestattete YPG-Armee aufzubauen, laut US-Verlautbarungen angeblich um ISIS zu bekämpfen. Tatsächlich zielt die US-Strategie darauf, Syrien aufzuspalten und dadurch doch noch den Regime-Wechsel in Damaskus durchzusetzen.

Es war jedoch voraussehbar, dass die Türkei in dem US-Vorhaben, eine moderne, schlagkräftige YPG-Armee an ihren Grenzen aufzubauen, eine nicht hinnehmbare, sicherheitspolitische Herausforderung war. Für Ankara ist die YPG nichts anderes als eine Terrororganisation, die mit der PKK zusammenarbeitet. Die US-Argumente, dass sich die YPG unter US-Aufsicht nicht gegen türkische Interessen wenden würde, konnte Ankara nicht beruhigen. Nicht zu Unrecht fürchteten die Türken, wegen der geo-strategischen „Spielchen“ der USA um die territoriale Integrität ihres Landes. Da der NATO-Verbündete USA nicht von ihrem Plan ablassen wollte, wurde die Invasion des NATO-Verbündeten Türkei in die YPG-Regionen immer unausweichlicher.

Um eine drohende Offensive der Türkei in Nordsyrien abzuwenden, unterbreiteten die Russen den Vorschlag, dass die YPG die Truppen der syrischen Regierungsarmee wieder zu ihren rechtmäßigen Positionen an der Grenze von Afrin zur Türkei durchlässt. Die syrischen Regierungsverbände würden dabei an der Grenze von russischen Einheiten als „Stolpersteine“ unterstützt. Zugleich sollten die YPG-Verbände weiterhin die kurdischen Städte und Ortschaften im Gebiet von Afrin unbehindert kontrollieren, was dem Zugeständnis einer Autonomie von Seiten der syrischen Regierung gleichkommt. Mit diesem Kompromiss wären die US-Pläne für eine YPG-Armee blockiert und die Türkei zufrieden gewesen. Der Grund für die Invasion wäre weggefallen. Zugleich hätte die YPG in Afrin eine Garantie gegen türkische Grenzüberschreitungen gehabt, denn diese hätten zu einer direkten Konfrontation mit den syrischen und russischen Streitkräften geführt.

Allerdings war der russische Vorschlag an eine Bedingung von Damaskus geknüpft: Die YPG-Kurden sollten die von ihnen besetzten Öl-Quellen im Gebiet um Deir Ezzor in Ostsyrien wieder räumen. Diese Quellen befinden sich in einer Region, wo traditionell ausschließlich Araber leben und die Kurden weder einen historischen noch aktuellen Anspruch haben, außer, dass die YPG-Kämpfer die zuvor von ISIS gehaltenen Gebiete mit Hilfe der US-Streitkräfte erobert hatten. Die Einnahmen aus dem Verkauf der Öl- und Gasproduktion von Deir Ezzor sollte allen Syrer anteilig zu Gute kommen und zugleich den Wideraufbau der Infrastruktur im ganzen Land, einschließlich in den kurdischen Autonomiegebieten finanzieren. Auf Beistand der Amerikaner werden sie vergeblich hoffen, denn denen ist die Türkei als Verbündeter wichtiger als die Kurden.

Das genügte der YPG-Führung jedoch nicht. Sie wollte alles, und sofort. In ihrem Hochmut und ihrer Verblendung, glaubten sie sich jetzt neben den Amerikanern auf der Siegerseite. Mit ihren separatistischen Ambitionen hat die YPG-Führung hoch gepokert und verloren. Jetzt besteht die Gefahr, dass sie in ihrer engstirnigen Uneinsichtigkeit und sektiererischen Ignoranz sogar bereit ist, ihr Volk in einem hoffnungslosen Widerstand gegen die Türkei zu opfern. Schuld an ihrer prekären Lage gibt die YPG-Führung jetzt den Russen, weil die kurz vor der türkischen Invasion in Afrin ihre Militärpolizei, die dort zum Schutz der russischen Diplomaten war, abgezogen haben.

Der Grad der Verblendung der YPG-Führung wird anhand der jüngsten Episode des YPG-Emissärs Sinam Mohamad in Washington deutlich [...]

Weiterlesen im Originaltext bei ' KenFM ' ..hier


Thierry Meyssan schreibt zum Thema:

23.01.2018 [Quelle voltairenet.org]
US-Geheimnisse, -Lügen und
-Verwirrungen im Norden von Syrien

Die Ankündigungen und Dementis der Trump-Administration über die militärischen Entwicklungen im Norden von Syrien zeigen ein dunkles Geheimnis. Paradoxerweise kommt die Türkei den Vereinigten Staaten zu Hilfe, um den "Fehler" ihrer Offizieren zu korrigieren.

 Von Thierry Meyssan  |  Voltaire Netzwerk | Damaskus (Syrien) | 23. Januar 2018


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Brett McGurk  |  Quelle: voltairenet.org  (verlinkt)

D
as von Staatssekretär Rex Tillerson am 17. Januar gemachte Dementi anlässlich der Bemerkungen des Oberbefehlshabers des CentCom, General Joseph Votel, am 23. Dezember, und des Sprechers der Anti-Daesh Koalition, Oberst Thomas Veale, am 13. Januar, hat Verwirrung verursacht.

Es hat die Türkei nicht befriedigt, die, nachdem sie den US-Beauftragten, Philip Kosnett, am 10. Januar gewarnt hatte und seit dem 13. Januar eine Militäroperation in Afrine und Manbij vorbereitete, hat die Türkei sie tatsächlich am 20. Januar gestartet.

Im Gegensatz zu den Aussagen der Einen und Anderen, war der Beschluss der USA nicht, einen souveränen und unabhängigen Staat im Norden von Syrien zu schaffen, - das ist das französische Projekt -, sondern einen nicht-anerkannten Staat, wie das somalische Puntland oder das Irakisch-Kurdistan. Diese letztere Struktur ist absolut unabhängig und trotz der irakischen Verfassung reagiert sie nicht auf die Befehle des Irak, zu dem sie aber im Prinzip gehört. Sie verfügt übrigens über ihre eigenen Botschaften im Ausland.

Offiziell sollten die Grenzsicherheitskräfte (Syrian Border Security Force) aus 30.000 Mann bestehen, deren Hälfte sich aus den ehemaligen Syrischen Demokratischen Kräften (Democratic Syrian Forces) zusammensetzt. Diese Kämpfer sollten drei Wochen lang für Verhörmethoden und für den biometrischen Scan ausgebildet werden. 230 Kadetten haben diesen Kurs bereits abgelegt.

In der Praxis sollte sich die andere Hälfte aus 15 000 ehemaligen Daesh-Dschihadisten zusammensetzen, die somit diskret wieder eingeschleust worden wären.

In Wirklichkeit war der Sonder-Vertreter des Präsidenten Trump bei der Koalition, Brett McGurk, der Jurist, der, zusammen mit John Negroponte und Oberst James Stelle, an der Schaffung des islamischen Emirats im Irak, im Jahr 2006 teilnahm. Er wurde an der Seite von Oberst James Coffman beauftragt, dem Präsidenten George Bush über diese geheime Operation Rechenschaft abzulegen. Es ging darum, den irakischen Widerstand gegen die Besatzung zu bekämpfen, indem man ihn in Sunniten und Schiiten trennte und somit künstlich einen Bürgerkrieg schuf.

Nach einem kurzen Aufenthalt an der Harvard University wurde Brett McGurk dem Department of State, unter John Kerry zugewiesen. Er nahm teil an der Umformung des islamischen Emirats im Irak in Daesch und er war beteiligt an der Organisation der vorbereitenden Sitzung der Dschihad-Invasion des Irak, am 27. Mai 2014, in Amman. Er reorganisierte den Irak, und bildete dann die internationale Koalition zum Kampf … gegen Daesch.

Als Musterschüler stimmte er zu, Präsident Trump zu dienen, um der Dschihad-Organisation, die er geschaffen hatte, ein Ende zu bereiten, wobei er heute versucht, einige Kämpfer für andere Zwecke zu nutzen.

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Quelle: voltairenet.org  (verlinkt)

Am letzten 18. August empfing Brett McGurk freundlich Führer von Daesch. Offiziell bereiteten die Vereinigten Staaten sich vor, die dschihadistische Organisation zu vernichten.

Das Projekt der Border Security Force sagt viel über die Aufrichtigkeit der YPG Milizionäre, die den sanften Anarchismus von Murray Boochkin vertreten, aber die ohne Skrupel eine gemeinsame Einheit mit den Mördern von Daesch unter US-Kommando bilden können.

Entgegen dem Anschein war der türkische Angriff auf Afrine, und wahrscheinlich bald auf Mambidsch, am 18. und 19. Januar vom russischen Generalstab genehmigt worden, der von dem extra nach Moskau gekommenen Hakan Fidan informiert wurde, der Nummer 2 des Regimes und Chef des Geheimdienstes, Direktor des MIT (Milli Istihbarat Teskilati). Der Angriff wurde übrigens durch den sofortigen Abzug der russischen Truppen aus dem Kampfgebiet erleichtert.

Genauso hat die Türkei Syrien über ihren Angriff schriftlich informiert, auch wenn Damaskus versichert, den Brief nicht erhalten zu haben.

Präsident Al-Assad, der sein Land nicht gegen die Vereinigten Staaten aufstellen kann, um das Recycling von Dschihadisten zu stoppen, hat der Türkei, dem NATO-Mitglied, diese Arbeit überlassen.

Präsident Trump war nicht von dem Votel-McGurk-Plan informiert worden. Der Verteidigungsminister, James Mattis, hat seinen Männern die Befehle des Weißen Hauses gegen die Dschihadisten bestätigt. Aber Votel und McGurk sind noch immer auf ihren Posten.

Autor: Thierry Meyssan | Übersetzung: Horst Frohlich | Korrekturlesen : Werner Leuthäusser

Thierry Meyssan: Politischer Berater, Präsident und Gründer des Réseau Voltaire und der Konferenz Axis for Peace. Er veröffentlicht Analysen über ausländische Politik in der arabischen, latein-amerikanischen und russischen Presse. Letztes, auf Französisch veröffentlichte Werk: Sous nos yeux - Du 11-Septembre à Donald Trump.

Dieser Beitrag ist unter Lizenz der Creative Commons (CC BY-NC-ND

Link zum Originaltext mit weiteren Leseempfehlungen bei ' voltairenet.org ' ..hier


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